Mobiler Schießstand

Kleine Munitionskunde

Die Kleinkaliberpartone

Wissenswertes über die Kleinkaliberpatrone (KK-Patrone)

Die Kleinkaliber-Patrone (KK-Patrone) kennt eigentlich jeder Sportschütze. Da es jedoch nicht nur einen KK-Patronentyp gibt, wurden einmal die ballistischen Werte der wichtigsten KK-Patronen, die auch unter den Sammelbegriffen Randfeuer- und Randzünderpatronen bekannt sind und die mehr oder weniger alle, bis auf 4 mm Zimmerstutzen, 9 mm Flobert, 9 mm Flobert Schrot und .22 Magnum, mit Sportwaffen des Kalibers .22 (22 % eines Zolls = 5,6 mm) verschossen werden können, zusammengestellt.

Sie unterscheiden sich im wesentlichen nur durch Geschossart, Geschossgewicht, Hülsenlänge und durch unterschiedliches Treibladungspulver. Alle KK-Patronen haben die gleiche Zündungsart, nämlich Randfeuerzündung. D.h. der Zündsatz zum Anzünden des Treibladungspulvers befindet sich im hohlen Hülsenbodenrand. Randfeuerpatronen können nicht wiedergeladen werden.

Für spezielle Verwendung gibt es die unterschiedlichsten KK-Patronen.

Die .22 lfB (lang für Büchsen) oder auch .22 lr (long rifle) Standard (oder ohne Zusatzbezeichnung) ist so laboriert, dass sie sowohl aus Langwaffen als auch aus Kurzwaffen verschossen werden kann. Die unterschiedlichen ballistischen Werte entstehen hauptsächlich durch die unterschiedlichen Lauflängen. Bei Kurzwaffen ist noch zu berücksichtigen, ob die Patrone aus einer Selbstladepistole, aus einem Revolver oder aus einer einschüssigen Pistole (Freie Pistole), verschossen wird. Bei der Selbstladepistole entsteht Gasdruckverlust durch den automatischen Repetiervorgang (Ladevorgang), beim Revolver hat man Gasdruckverlust im Bereich des so genannten Trommelspaltes, bei der Freien Pistole, die immer eine einschüssige Waffe ist, gibt es keinen Gasdruckverlust.

Kurios ist natürlich die Bezeichnung .22 lfB Pistol Match. Das hat sich mit der Zeit so ergeben, als man begann, speziell für die Sportschützen, die . 22 lfB-Patronen, die für das Verschießen aus Kurzwaffen vorgesehenen sind, mit offensivem (schnellem) Pulver und die .22 lfB-Patronen, die für das Verschießen aus Langwaffen gedacht sind, mit progressivem (langsamem) Pulver zu füllen. Es leuchtet doch ein, dass Pulver, das in einem kurzen (kleinen) Verbrennungsraum (Pistolenlauf) verbrennen soll, dazu weniger Zeit zur Verfügung hat, als die annähernd gleiche Menge Pulver, bei der sich der Verbrennungsvorgang in einem wesentlich längerem (größerem) Verbrennungsraum (Gewehrlauf) abspielt. Auf kurze Schussentfernungen ist kaum ein Unterschied zu bemerken. Verschießt man aber auf 100 m Schussentfernung aus einem Gewehr z. B. eine .22 lfB Pistol Match, kann unter Umständen der Einschlag des Geschosses unter der Scheibe sein. Im umgekehrten Fall entsteht eine größere Mündungsflamme und der Mündungsknall ist lauter, der Unterschied der Treffpunktlage auf der Scheibe ist durch die kürzere Schussentfernung kaum messbar, jedenfalls nicht für "normale" Schützen.

Die Bezeichnung .22 lfB Rifle Match ist, abgesehen von dem dümmlichen Vermischen einer deutschen Abkürzung mit englisch ausgeschriebenem Verwendungszweck (Match = Wettkampf), "doppeltgemoppelt".

Die .22 lfB Biathlon ist eine der jüngsten Varianten der .22 IfB. Ihr Zündsatz und Treibladungspulver zünden und verbrennen auch bei extremen Minustemperaturen sicher und korrekt. Damit sind die Funktion der Waffe und eine gleichmäßige präzise Schussleistung gewährleistet. Sie wurde als zwangsläufige Folge nach der Umstellung beim Biathlon von Großkaliber auf Kleinkaliber entwickelt (zu Großkaliberzeiten sagte man auch Jagd-Streife oder Militär-Patrouille).

Die .22 lfB Subsonic (Unterschall) ist für besondere Zwecke vorgesehen, z. B. für das Schießen mit Schalldämpferwaffen. Dazu muss man wissen, dass sich mit einem Schalldämpfer nur der Mündungsknall dämpfen lässt. Solange ein Geschoss im Überschallbereich fliegt, verursacht es den so genannten Geschossknall, der sich mit Schalldämpfern nicht beeinflussen lässt. Übrigens, das im Fernsehen und im Kino so typische "Plopp" beim Abfeuern einer Waffe mit Schalldämpfer gehört in den Bereich der Märchen.

Die .22 lfB HV (High Velocity = Hochgeschwindigkeit) ist eine reine Jagdpatrone. Sie ist für den Schießsport nicht oder nur bedingt geeignet.

Die .22 Z lang ist eine Spezialpatrone, die mit dem leichteren Geschoss der .22 kurz und einer schwachen Pulverladung versehen ist. Die Hülse dieser .22 Z lang entspricht der normalen .22 lfB Patrone, damit die Funktion beim Repetieren (manuelles Nachladen) gewährleistet bleibt und dass das Patronenlager der für die normale .22 lfB Patrone eingerichteten Waffen nicht ausgebrannt oder verbleit wird. Das Z in der Patronenbezeichnung steht für Zimmer. Man ging bei der Konstruktion dieser Patrone davon aus, dass die relativ geringe Bewegungsenergie, die das Geschoss entwickelt und der geringere Gasdruck der schwachen Pulverladung, ein Schießen in geschlossenen Räumen erlaubt.

Die .22 kurz oder auch .22 short ist die älteste Patrone der Welt. Die 4 mm Zimmerstutzen und die 6 und 9 mm Flobert sind zwar noch älter, da diese aber keine Pulverladung beinhalten, sind sie im klassischen Sinne keine "echten" Patronen (eine Patrone besteht aus Hülse, Pulverladung, Geschoss und Zündung). Die .22 short wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA von Smith und Wesson aus der 6 mm Flobert entwickelt. Abgesehen von der Füllung mit Schwarzpulver im 19. Jahrhundert, entspricht sie auch jetzt noch in ihren Abmessungen der Patrone von damals. Sie wird hauptsächlich in der Disziplin Olympische Schnellfeuerpistole und für das Pistolenschießen beim Modernen Fünfkampf verwendet. Am Rande vermerkt, wenn man die Abmessungen der .22 short mit zwei multipliziert erhält man die Maße der Patrone .44 Henry Rimfire (Rimfire = Randfeuer), sie war die Patrone des Henrygewehres, das Karl May in seiner dichterischen Freiheit zum Henrystutzen machte. Aus dem Henrygewehr wurden bei Winchester die Winchester 66 und 73 entwickelt und parallel dazu entstand aus der großkalibrigen Randfeuerpatrone .44 Henry Rimfire die .44-40 Centerfire (Centerfire = Zentralfeuer), die auch heute noch (oder wieder) gefertigt wird.

Die Kleinschrotpatronen, die in das Patronenlager von Schreckschusswaffen passen (z.B. 6 mm Flobert Platz, .315, 9 mm Knall -9x17R-, 9 mm PAK, .45 short), gelten seit dem 01.04.2003 (das ist kein Aprilscherz) als verbotene Gegenstände. Verbotene Gegenstände müssen bis zum 31. August 2003 entweder unbrauchbar gemacht, oder einem Berechtigten überlassen werden. Danach darf man diese Munition weder benutzen noch besitzen. Deswegen sind 6 mm Schrot- und 6 mm Doppelschrotpatronen nicht mehr im Handel erhältlich.

Die .22 Magnum ist eine Randfeuerpatrone für die Jagd, sie kann aber im Gegensatz zu den bisher beschriebenen KK-Patronen nicht in eine Waffe mit dem Kaliber .22 IfB oder .22 kurz geladen werden, daher kann man sie in dieser Auflistung vernachlässigen.

Die Randfeuerpatronen 4 mm Zimmerstutzen kurz (6,6 mm Hülse) und lang (8,5 mm Hülse) stammen ebenfalls noch aus dem 19. Jahrhundert. Auch sie kann man vernachlässigen, weil kaum noch in unseren Breiten wettkampfmäßig damit geschossen wird. Sie sind direkt aus der Kombination Perkussionszündhütchen und 4 mm Schrotkugel entstanden. Genau wie bei der 6 und 9 mm Flobert, wird ihr Geschoss nur vom Zündsatz angetrieben. Die Entwicklung wird ebenfalls dem Franzosen Flobert zugeschrieben. Aus diesen Patrönchen, damals Salonpatronen genannt, entstanden in Frankreich die oben schon beschriebenen 6 und 9 mm Flobert. Aus der 6 mm Flobert wurde, wie schon erwähnt, in Amerika bei Smith und Wesson die .22 short entwickelt. Um sportlich mit dem Zimmerstutzen schießen zu können, benötigt man außerdem auch Schießbahnen von 15 m Länge, die in den meisten Schützenhäusem nicht vorhanden sind. Die ballistischen Werte, die sich mit diesen Kleinkaliberpatrönchen (4 mm Zimmerstutzen und 6 und 9 mm Flobert) erzielen lassen, darf man aber nicht unterschätzen. Sie liegen etwa zwischen den Werten der Weitschussluftgewehre und den Werten, die man mit der aus einem normalen KK-Gewehr verschossenen .22 Z lang erreichen kann.

Die 6 und 9 mm Flobert sind Patronen, die, wie schon erwähnt, aus den vom Pariser Büchsenmacher Flobert entwickelten 4 mm Zimmerstutzen entstanden sind. Sie enthalten kein Pulver, ihr Geschoss (Rund- oder Spitzkugel) wird nur vom Zündsatz angetrieben. Sie dienen vorzugsweise zum Schädlingsabschuss und eignen sich nicht zum sportlichen Schießen, deswegen kann man sie eigentlich vernachlässigen. Sie sind die Patronen für das Tesching, ein KK-Gewehr, das kaum noch auf dem Markt erhältlich ist. Da die 6 mm Flobert in das Patronenlager einer Waffe mit dem Kaliber .22
IfB und .22 kurz passt, kann sie darin auch abgefeuert werden, doch durch die sehr kurze Hülse schabt sich von dem Geschoss am Übergangskegel des .22-er Patronenlagers Blei ab, was zur Verschmutzung (Verbleiung) führt. In ein durch 6 mm Flobert verschmutztes Patronenlager lässt sich irgendwann keine .22 lfB- oder .22 kurz-Patrone mehr einführen.

Die 9 mm Schrotpatrone ist eine reine "KK-Jagdpatrone" für den Schädlingsabschuss. Sie wird nur aus glatten Läufen verschossen. 9 mm-Doppelschrot hat auf kleine Schädlinge ausreichende Wirkung bis auf etwa 15 m. Die einzige Gemeinsamkeit mit den hier beschriebenen KK-Patronen ist ihre Randfeuerzündung. Beim Sportschießen findet diese Patrone keine Verwendung.

Flintenmunition

Bei Flintenmunition handelt es sich um Patronenmunition für Flinten. Meistens sind es Schrotpatronen oder Patronen mit Flintenlaufgeschossen.

Aufbau einer Schrotpatrone

Die äußere Hülle der Patrone besteht aus einer Bodenkappe mit Zündhütchen, die mit einer Hülse aus Pappe oder Kunststoff verbunden ist. Bei Schrot und bei Posten als Geschossladung ist die Hülse an der Stirnseite sternförmig zusammengefaltet oder aber über einer Papp- oder Kunststoffscheibe umgebördelt, damit die Ladung nicht herausfällt. Die Bodenkappe wird in der Regel aus Messing gefertigt, da sie die Pulverladung aufnimmt und der Hitze beim Pulverabbrand widerstehen muss. Bei Flintenmunition werden offensive (schnell abbrennende) Nitrozellulosepulver verwendet. Pulverladung und Geschossladung werden durch ein Zwischenmittel (zum Beispiel ein Filzpropfen) getrennt. Dadurch wird eine Vermischung vermieden und beim Schuss die vollständige Kraftübertragung von der abbrennenden Treibladung auf die Geschossladung erreicht. Als Geschossladung werden Kugelschrot, Posten und Flintenlaufgeschosse verwendet. Bei allen drei Arten wird Blei wegen seiner hohen Dichte bei günstigem Preis bevorzugt. Aus Gründen des Umweltschutztes werden jedoch auch Eisenschrote und Schrote aus anderen Materialien verwendet. Schrotladungen werden bei modernen Patronen meist in einen Kunststoffbecher mit eingeschnittenen Seiten eingesetzt. Der Becher unterbindet den direkten Kontakt der Schrotladung mit dem Lauf. Das schont den Lauf vor Abrieb und Ablagerungen durch die Schrotkugeln.

Bürgerschützen Hiltrup